Freitag, April 19, 2024

Ein Stück vom Himmel … Teil 2

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Ein Stück vom Himmel … Teil 2

Wie 1996 bei einer Vogelperformance in Hongkong. Es bleiben ihm zwei Stunden, ein Kostüm zu improvisieren. Spontan greift er zu den Federn aus seinem Kopfkissen und klebt sich diese mit Honig an den nackten Körper. Fortan wird er von der Presse Birdman genannt. Ein Chinese fragt ihn später, warum er bei dem Namen denn keine Vögel male, und Hans Langner macht aus dieser Bemerkung das, was er am besten kann: er nimmt sie als Geschenk an und – malt einfach. Genauso einfach folgt er auch der Liebe seines Lebens. Als diese jedoch seinen Heiratsantrag mit der Begründung ablehnt, dass es zu „früh“ sei, dass eine Heirat erst im Alter in Frage kommt, stellt Langner enttäuscht die Weichen für sein Leben um. Nachfolgende Partner, die ihn als schwierig einstuften, weil er für den Joghurt einen angeblich falschen Löffel benutzte oder die Spülmaschine nicht nach einem bestimmten Schema bestückte, lehren ihn, sich eingeschränkten Sichtweisen zu widersetzen und gleichzeitig die Dinge so hinzunehmen, wie sie sind, ohne sich selbst zu verlieren.

„Früher habe ich die Menschen durch meine egozentrische, cholerische und ungeduldige Art sehr verletzt. Ich ließ nur meine Sicht der Dinge gelten. Ich konnte nicht aus meiner Haut und bin gerade deshalb aus dieser gefahren.“ Langner provozierte oft, um sich selbst zu spüren. „Ich stand an einer Ampel, neben mir eine Mutter mit Kind. Bewusst überquerte ich die Straße bei Rot und freute mich regelrecht auf das anschließende Wortgefecht mit der Mutter.“ Die Schauspielerei war für ihn Mittel zum Zweck, um nach außen zu brechen, sich in andere hineinzuversetzen, aber leider „konnte ich mir keine Texte merken.“

Rücksichtnahme und Demut sind bis dahin Fremdwörter in seiner Welt. Immer auf der Suche nach sich selbst nimmt er mit Ende Dreißig an einem Seminar teil, das sein Leben gravierend verändern soll. Mental wird er zurückversetzt in seine Kindheit. Er ist acht Jahre alt und wird von seinem Vater ausgelassen gekitzelt. Als er vor Lachen zu ersticken droht, kann er sich nicht äußern, weil er keine Luft mehr bekommt. Niemand aus der Familie hilft ihm. In seinen Augen absichtlich. Er fühlt sich verraten.

Dieses Trauma bringt ihn dazu, sich von der Familie zu entfernen, mit seinen engsten Vertrauten zu brechen. Erst im Seminar wird Hans Langner klar, dass dieses Erlebnis dazu beitrug, eine Mauer um sich aufzubauen. Als er den Kontakt zu seinen Eltern nach Jahren wieder erfolgreich sucht und Nähe zuläßt, stirbt sein Bruder. Was er bekommen hat, verliert er wieder. Er gibt sich dem Unveränderbarem bedingungslos hin und stellt fest, dass man nichts festhalten kann.

Eine Biene fliegt an uns vorbei. „Dieser Augenblick kommt nie wieder“, sagt er lächelnd. Und genau in diesem Moment versteht man, dass Vergangenheit und Zukunft Wörter sind, die für den Birdman im Jetzt nichts verloren haben.

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