Dienstag, März 19, 2024

MAMASIMBALALA, MAMASIMBALELE !

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MAMASIMBALALA, MAMASIMBALELE !

In einem afrikanischen Dorf gab es schon seit längerer Zeit eine Dürreperiode. Die Ernten verdorrten, die Tiere verdursteten und viele Menschen verließen ihre Dörfer, um Nahrung zu suchen. Die Königin des Dorfes war sehr besorgt um ihren Stamm und schickte den Dorfältesten los, um die Zaubertrommel zu finden. Von ihren Vorfahren wusste sie, dass deren Klänge den Regen heraufbeschwören konnten. Doch der Dorfälteste irrte ziellos umher und kehrte ohne Trommel in sein Dorf zurück.

Daraufhin beschließt die Dorfgemeinschaft, zwei ihrer Kinder, in deren jungen Herzen sie die Seelen ihrer Vorfahren vermuten, auf die Suche zu schicken. Die Geschwister Julian und Siabonga sind die Auserwählten. Für ihre Reise bekommen sie von der Dorfgemeinschaft ein „Mutmachlied“ geschenkt. Eine kleine Trommel soll ihnen Glück bringen. Dann machen sie sich auf den Weg.

Ihr Pfad führt sie an einem Wald vorbei. Plötzlich beginnen die Bäume des Waldes zu tanzen und zu singen. Der älteste Baum, dessen Arme schon fast vertrocknet sind, spricht: „Wenn ihr mir schwört, mit meinen Brüdern und Schwestern immer gut umzugehen, dann gebe ich euch ein Stück von meinem Ast mit. Ihr werdet ihn vielleicht brauchen.“ Die Kinder versprechen es, ohne zu zögern, und gehen weiter.

Baume

Am Ufer eines Flusses treffen sie auf eine ganze Horde Krokodile, die faul in der Mittagshitze brütet. Julian und Siabonga sehen sich schon unzerkaut in den Mägen der Reptilien, als ein Krokodil langsam zu reden anfängt: „Habt keine Angst! Wir können euch helfen und bringen euch an einen Ort, an dem ihr ungestört schlafen könnt. Eine Bitte: Wir Krokodile lieben Musik. Vor allem lieben wir es, wenn Kinder singen. Singt uns also etwas vor!“ Julian und Siabonga stimmen ein Lied an –  und schlagartig singt ein ganzer Chor tanzender Krokodile, deren Schwänze nach und nach im Rhythmus der Musik den Takt mitklatschen.

Trommelzauber_Krokodile

Auf dem Rücken der Krokodile erreichen die Kinder ihre Schlafstätte und versprechen ihnen zum Abschied, „alle Tiere immer gut zu behandeln.“ Getröstet von der Wärme des Bodens schlafen sie unter freiem Himmel ein. Das sehen die Sterne. Sie gleiten spontan zur Erde hinab, wo sie die Kinder die ganze Nacht hindurch umkreisen und vor den Gefahren der afrikanischen Steppe beschützen.

Trommelzauber_Sterne

Am nächsten Morgen, nachdem sie schon einige Kilometer zurückgelegt hatten, entdecken Julian und Siabonga auf einem Feld viele orange, kleine Köpfe, die  in der prallen Sonne leuchten. „Hey, wo wollt ihr hin?“ rufen ihnen die Kürbisse nach, das Haupt schwerfällig hin und her wiegend. „Wir suchen die Zaubertrommel“, antworten die beiden Kinder synchron.  Die Kürbisse nicken andächtig und geben den Kindern singend zu verstehen, ihren Weg fortzusetzen.

Trommelzauber_Kuerbisse

An einem ausgetrockneten Meeresarm angelangt, entdecken die Kinder jede Menge Muscheln, die zwar den Rhythmus des Meeres kennen, aber  schon lange vergeblich darauf warten, von der Musik des Wassers getragen zu werden. Ihre bunten Schalen verstecken die traurigen Augen. „Ihr sucht die Zaubertrommel?“, fragt die Muschelfamilie, „Wir kennen den Zauberrhythmus.“  Und die Muscheln machen den Takt solange vor, bis sich der Grundschlag in die Herzen von Julian und Siabonga einprägt!“

Trommelzauber_Muscheln

Mit Zaubertakt und Holzstück ausgestattet, begegnen Julian und Siabonga einem großen, glitzernden Zaubertier. „Kannst Du uns den Regen herbeizaubern?“, bitten die Kinder das vogelähnliche Geschöpf. „Nein, nein, nein“, antwortet es echoartig. „Aber ich kann euch den siebten Teil meiner Haut mitgeben.“ Höflich bedanken sich die Kinder und ziehen von dannen.

Unterwegs begegnet Ihnen eine Hexe. „Liebe Hexe, beginnen die Kinder zaghaft das Gespräch, „kannst du uns vielleicht sagen, wo wir die Zaubertrommel finden?“ Die Hexe antwortet: „Zeigt mal, was ihr dabei habt“. So verschwinden der Zaubertakt der Muscheln, das Holzstück des Waldes und die siebte Haut des Zaubervogels unter einem großen Tuch. „Habt ihr keine Schnur?“ fragt die Hexe. Die Kinder schütteln den Kopf. Die Hexe überlegt einen kurzen Moment und schreit dann in den Wald hinein:

„Liebe Affen, könnt ihr mir helfen? Habt ihr vielleicht Schnüre für die Zaubertrommel?“ Komische Geräusche dringen durch das Geäst. Eine ganze Affen-Sippe schwingt sich von Liane zu Liane. Es quiekt und fiepst und kreischt und schwupps – hält die Hexe eine Liane in der Hand, die sie ebenfalls unter dem Tuch verschwinden lässt.

MAMASIMBALALA, MAMASIMBALELE, SIMSALABIM – die Hexe nimmt das Tuch weg – und hervor kommt die schönste Zaubertrommel, die je ein Lebewesen gesehen hat. Die Kinder jubeln vor Freude und schlagen den ersten Takt an, den sie im Herzen tragen. Mit jedem Schlag auf die Zaubertrommel fallen nach und nach Regentropfen auf die Erde.

Trommelzauber_Zaubertrommel

Sie haben es geschafft! Die Zaubertrommel ruft mit ihren Tönen den langersehnten Regen herbei. Die Dorfgemeinschaft ist außer sich vor Freude, genauso wie die Kürbisse, der Wald und die Muscheln. Alle Pflanzen und Tiere bewahrt die Trommel davor, in der brütenden, afrikanischen Hitze elendlich zu verdorren.

Man sagt, die Zaubertrommel habe nicht nur Einfluss auf das Wetter, sondern auch auf das Gemüt der Menschen. Es heißt, der Rhythmus der Trommel übertrage Energie. Nicht nur von Kopf bis Fuß, sondern auch von Kontinent zu Kontinent. Nur so sind die vielen Regentropfen zu erklären, die – an einem Freitag im Juni – in einer Turnhalle in Süddeutschland wie durch Zauberhand von den Wänden herabfielen.

P.S.: Die Projektwoche “Trommelzauber” fand in der Woche vom 6. bis 10. Juni 2016 in der Lenggrieser Grundschule statt. 431 Trommeln stellte Organisator Jonny Lamprecht den Schülerinnen und Schülern zu diesem Zweck zur Verfügung. Die oben beschriebene Geschichte führte er zusammen mit den Kindern in Form eines Trommel-Musicals auf, das sowohl Eltern als auch Lehrer im wahrsten Sinne des Wortes verzauberte.

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