Dienstag, November 12, 2024

Die Rilke-Story

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Die Rilke-Story

Die Namensfindung stellte die erste Herausforderung dar.

Gegoogelte Indianernamen rauchten tagelang in unseren Köpfen und wehten bereits festgesetzte Fantasienamen mit einem Klick von dannen. Schlicht sollte der Name sein, und doch in seiner Charaktereigenschaft bedeutungsvoll.

Was lag da näher, als sich für RILKE zu entscheiden. Erstens besteht der Name aus nur fünf Buchstaben. Und mehr als sechs konnte sich meine Tochter von vornherein nicht merken. Und zweitens brauchte ich im Haushalt jemanden, der mitdachte und mich verstand.

Wenn ich also mit meinem Kater sprach und ihm die Grundregeln des Miteinanders erklärte, wie beispielsweise, dass das Aussenden von Duftsignalen innerhalb der Wohnung tabu sei, dann ging ich davon aus, dass er meine angekündigte Sanktion in Form einer Kastration nicht nur aufgrund seines guten Gehörs zu deuten wusste.

Die zweite Herausforderung trat eines Morgens durch die Katzenklappe ein.

Meine Zahnbürste hing mir gerade quer im rechten Mundwinkel als mein Blick in den Spiegel zwei weitere Augenpaare offenbarte. Rilke. Den Deckel der Katzenklappe noch auf dem Kopf, in seiner Schnauze das Ergebnis nächtlicher Ausbeute hängend. Geschmeidig setzte er samt eingeschmuggeltem Raubgut zum Sprung über die Kloschüssel an. Das Zeichen für meinen Einsatz. Die Zahnbürste flog ruckartig über meine rechte Schulter und der Rest aufgeschäumten Menthols ins Waschbecken.

Die Sachlage war klar: eine tote Maus hatte in meinem Haus definitiv nichts zu suchen! „Rilke – bring sofort die Maus hier raus!“, Doch dieses Mal schien mein Kater ein Verständnisproblem zu haben. Ich versuchte noch, sein Knurren positiv zu deuten, aber dann begann die Jagd.

Der Kater voran, ich hinterher. Der Weg durch die Terrassentür war die einzige Möglichkeit, Rilke wieder nach draußen zu katapultieren. Bingo! Der erste Freudentaumel über meinen vermeintlichen Sieg verflog schlagartig, als die Katzenklappe erneut schepperte. Rilke war wieder da. Und mit ihm der inzwischen leicht lädierte Tierkadaver.

Nach drei Runden hatte ich das Spiel im Griff. Und mein schauspielerisches Talent nahm zu. Den irren Gesichtsausdruck von Jack Nicholson aus dem Film „The Shining“ hätte ich nicht besser imitieren können als in dem Moment, als ich aus der Katzenklappe lugte, um den Angriff von außen zum allerletzten Mal abzuwehren.

Mein körperlicher und mimischer Einsatz zeigte Erfolg. Nichts rührte sich mehr.

In Dänemark gibt es ein Gesetz, das besagt: „Wenn jemand versucht, aus dem Gefängnis auszubrechen, so ist das nicht strafbar. Wird der Ausbrecher aber bei dem Ausbruchversuch erwischt, so muss er den Ausbruch beenden. (http://www.dorfmetzg-buchs.ch/blog-219)

In meinem Fall hatte ich zwar niemanden erwischt, dafür aber einen Ausbruch weiterer  Reaktionen durch unerbittliche Hartnäckigkeit beendet.

Mein Name: Kleim – Keiner lässt etwas im Mund. Nomen est omen eben.

The EnTe

 

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