Freitag, April 26, 2024

Der Postmann kommt. An.

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Der Postmann kommt. An.

Er ist ein Gentleman. Und Offizier. Einer, der für seine Armee aus Ameisen im Hintern immer einen Plan B in der Tasche hat. Und müssen?! Müssen tut er gar nichts. Vielleicht „Steuern zahlen – und sterben“. Alles andere ist für den 52jährigen André Kolbe reines Vergnügen. Ob er nun zum hundertsten Mal seinen Kunden in der Lenggrieser Postfiliale erklärt, warum die Briefmarke nun 62 statt 60 Cent kostet, oder ob er sich als Komparse für die Snowden-Verfilmung von Oliver Stone eine Eintagstönung in die Haare schmiert – André Kolbe ist der Mann mit Spaßfaktor Zehn.

Sein Lieblingsbuch: Lust auf Genuss. Ein Hobbykoch, der eben gleich auf den Tisch bringt, was das Leben anzubieten hat. Und das war bisher nicht wenig. Fünfzehn Jahre Bundeswehr, drei Jahre Norwegen und ein Feldwebellehrgang in Iserlohn, gefolgt von einem Auslandsaufenthalt in den USA und Belgien als Unteroffizier und Feldwebel.

In einem rotgrauen Baumwollpullover sitzt er wartend bei einem Glas Bier in einem verwinkelten Kneipen-Eck. Ein blaues Augenpaar schaut vergnügt unter dichten Augenbrauen hervor. Daneben Lachfalten, die sich eingraben. Über mein Zuspätkommen verliert er kein Wort. Strahlend beginnt er, über sein Leben zu plaudern. Besser gesagt, über sein Zweitleben. Und das startete mit einer Bewerbung bei der Münchener Filmproduktions-Agentur Producer`s Friend.
Aus 3.000 Bewerbern lädt man ihn zu einer Kostümprobe nach Berchtesgaden ein. Dort schlüpft er probeweise in eine Uniform der Wehrmacht. (Und das, obwohl er eigentlich jegliche Art von Verkleidung hasst).

Während er auf weitere Anweisungen wartet, fordert ihn jemand im Vorbeigehen auf, mitzukommen. Man verwechselt ihn mit einem Schauspieler. Ein Zufall. Und ehe er sich versieht, hat er eine Sprechrolle in dem deutschen Fernsehfilm „Rommel“. Daraufhin folgen Auftritte in der Fernsehserie „K11 – Kommissare im Einsatz“ und „Im Namen der Gerechtigkeit“, wo er einen Chefarzt spielt. Und zwar so überzeugend, dass Constantin Film bei ihm anruft, und ihn für die Rolle des Co-Piloten im Kinofilm „Big Game“ mit Samuel Jackson engagiert, der im Juni 2015 in den Kinos startet. Vor zwei Wochen dann der Dreh mit Oliver Stone, der in München den Film „Snowden“ produzierte. Mit einem Kaffee in der Rechten und einem Berater zur Linken sucht Stone in einer Drehpause unter allen mitwirkenden Kleindarstellern jemanden, der der englischen Sprache mächtig ist. André Kolbe, eigentlich nur als „Komparse ohne Text“ gebucht, meldet sich. Stone sieht ihn an – und ruft: „That`s my man. Get him in a white uniform!”

André Kolbe wird zum Marine-Offizier und im Dezember im Kino zu sehen sein.

(Fortsetzung folgt)

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