Samstag, April 27, 2024

Tim Kellner wegen Satire-Clips verurteilt

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Tim Kellner wegen Satire-Clips verurteilt

Seit 11 Uhr findet der Prozess gegen den Kult-Blogger Tim Kellner in Detmold statt. Die Anwälte von Außenministerin Annalena Baerbock und Innenministerin Nancy Faeser haben ihn angeklagt. Der Grund: Beleidigung und Verleumdung von Bundespolitikern.

Hier der Link zum Live-Stream:

https://www.youtube.com/live/kus_WdD9bGM?si=Osp0j27SsNBYTxzJ

Tim Kellner, der sich selbst als “Love Priest” und “imaginäre Transsexuelle” bezeichnet, erzielt mit seinen Satire-Videos auf Social Media eine große Reichweite. Gegen 14:30 Uhr verlässt der Kult-Blogger, passend zu seiner “Kunstfigur” ganz in Rosa gekleidet, das Amtsgericht Detmold, wo er bereits von einer riesigen Menschenmenge erwartet wird. “Kellner für Deutschland” – rufen ihm seine Motorradfreunde, viele Fans und Unterstützer zu, als er zur Urteilsverkündung auf die Bühne tritt.

“Vielen Dank an jeden Einzelnen, der seine Zeit investiert hat. Aber bitte seid nicht zu sehr enttäuscht”, beginnt Tim Kellner seine Rede. Seiner Meinung nach sei das Urteil, das im “Namen des Volkes” gesprochen wurde, eine Beleidigung. Man habe ihn in drei von vier Anklagepunkten schuldig gesprochen, so Kellner. Gegen Annalena Baerbock habe er zumindest gewonnen, freut sich Kellner. Wegen der angeblichen Beleidigungen in seinen Videos gegenüber der SPD-Politikerin Sawsan Chebli, die Bundestagsabgeordnete Emilia Fester und Innenministerin Nancy Faeser sei er jedoch zu acht Monaten Haft auf drei Jahre Bewährung verurteilt worden. Außerdem muss er 11.000 Euro Strafe nebst Gerichts- und Anwaltskosten zahlen.

Quelle: Youtube / Haintz Media / Prozess gegen Tim Kellner

Das heißt, Tim Kellner muss zwar nicht ins Gefängnis, darf sich aber auch keine Äußerungen mehr in der Form, wie er es bisher getan hat, erlauben. Das Aus für Kunst- und Meinungsfreiheit? Für Kellner ist das Urteil eine Bestätigung der aktuellen Situation. “Wir haben völlig gleichgeschaltete Medien. Und dann kommt jemand, der mit Satire die Situation aufzeigt und den Politikern einen Spiegel vorhält.” Das zeige, dass es in Deutschland nicht mehr möglich sei, Kritik in Satireform zu äußern.

Der Kampf sei jedoch nicht vorbei, er fange jetzt erst an, verspricht Tim Kellner seinen Fans. “Wir gehen durch alle Instanzen.” Vielleicht, so fügt er schmunzelnd hinzu, sei das Urteil eines Amtsgerichts des Love Priests nicht würdig. Zum Schluss lädt Tim Kellner alle Anwesenden zur Aftershow-Party in sein Clubhaus nach Blomberg ein. Auf eigene Kosten. Vielleicht die letzte große Party. Denn das Clubhaus will ihm die Stadt Blomberg durch Ausübung ihres Vorkaufsrechts streitig machen, um daraus eine Flüchtlingsunterkunft zu machen.